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Einführung Grundsätzlich lässt sich aus jeder verholzenden Pflanzenart ein Bonsai gestalten. Es gibt Baum- und Straucharten, die aufgrund bestimmter Eigenschaften bevorzugt werden - Blattgrösse, Wachstumseigenschaften, Resistenz gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Beachtet werden auch die Standortbedingungen und der Pflegeaufwand. Die meisten Standardbücher zum Thema Bonsai bieten eine Übersicht über die beliebtesten Baum- und Straucharten. Um einen Bonsai selbst zu gestalten, müssen dafür geegnete Pflanzen gefunden werden. Die Bezugsquellen:
Hier wird die 'Bonsai aus Samen' - Methode vorgestellt. Methoden zum schnelleren Höhen- bzw. Dickenwachstum der Pflanzen wie das Auspflanzen ins Freiland, in Holzkisten oder das Pfropfen werden nicht angewandt. Warum Bonsai aus Samen ziehen? In fast jedem Baumarkt mit Gartenabteilung gibt es schon Bonsai. Diese Bäume stammen fast immer aus Massenproduktionen der ostasiatischen Länder. Fast alle sollen für die Haltung im Zimmer geeignet sein. Abgesehen davon, dass diese Baumarten für Anfänger sehr schwierig zu halten sind, ist deren Qualität in den meisten Fällen sehr schlecht. Diese Bäume werden auch nach sehr vielen Jahren nicht wie deren Vorbilder in der Natur aussehen. Für Anfänger ist es fast unmöglich, einen guten Bonsai daraus zu machen. Echte Schnäppchen kommen sehr selten vor. Bonsai aus Samen bietet die Möglichkeit, einen Bonsai in bester Qualität zu ziehen und dabei viel über die Art zu lernen. Junge Pflanzen reagieren allgemein viel schneller auf Pflegefehler als ältere. Wer junge Sämlinge einer Art viele Jahre lang gezogen hat, der hat das gute Gefühl, auch die älteren Pflanzen richtig zu pflegen. Kleinste Veränderungen an den Pflanzen werden richtig erkannt und schnell in Hilfsmassnahmen umgesetzt. Kritiker der Methode behaupten, Bonsai aus Samen dauere zu lange. Die Methode liefert innerhalb von wenigen Jahren keine 'fertigen' Bonsai, das ist klar. Manche Gehölzsamen liegen 1,5 Jahre im feuchten Sand bevor sie keimen, na und? Dieselben Kritiker werden das noch in 20 Jahren behaupten. Vielleicht nach 30 Jahren werden sie dann sagen: 'Warum habe ich damals nicht versucht, einen Baum aus Samen zu ziehen? Na ja, vielleicht haben sie in der Zeit lieber alte Findlinge aus der Natur zu Bonsai gestaltet. Auch nicht schlecht. Neben der Samenaufzucht macht die Pflege und Gestaltung älterer Bäume natürlich auch Freude.
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Aussaat im März 2000
Das Foto der Acer campestre Sämlinge (Abb.1) entstand am 2001-08-18. Die Höhe vom Boden bis zur Astgabel des linken Baumes beträgt 12cm. Im März 2001 wurde mit Wurzelschnitt umgetopft. Aussaat und Haltung in Schalen. Substrathöhe < 3cm. |
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Abb. 1
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Die erste Gestaltung
Obwohl die Sämlinge zur gleichen Zeit keimten, unterscheiden sie sich in der Höhe, Stammdicke und Wuchsform erheblich voneinander. Sollen Bonsai in bester Qualität gezogen werden, dann müssen für jeden Sämling individuelle Schnittmassnahmen ( Schnittzeitpunkt, Schnittumfang) ausgearbeitet werden. In diesem Beispiel sollen alle Sämlinge aus Abb.1 eine Stammhöhe (Boden - erster Ast) von 10cm bis 15cm haben. Der Schnitt muss dann ebenfalls in dieser Höhe erfolgen. Immer einige mm oberhalb von Knospen. Bis zum Frühjahr 2001 war dieses nur bei drei Bäumen (von links nach rechts: Baum 1, 3 und 6) möglich. Die anderen Bäume waren nicht hoch genug. Es kommt dann häufig vor, dass sich aus zwei gegenüber liegenden Knospen unterhalb der Schnittstelle in den nächsten Monaten eine Astgabel bildet (Baum 1 und 6). Bei relativ schnell wachsenden Arten, wie dem Acer campestre, kann der erste Schnitt schon im Spätsommer erfolgen (Baum 1, 3 und 6). Ein besserer Schnittzeitpunkt für diese Art ist das zeitige Frühjahr, vor oder ein paar Wochen nach dem Umtopfen. Die Empfehlungen zum ersten Schnitt können auch auf einige andere, vor allem schnell wachsende Arten der Laubbäume, übertragen werden. Gestaltung in den Folgejahren Gestaltungen an älteren Pflanzen werden in der Bonsailiteratur ausführlich beschrieben. Dort werden auch verschiedene Standardformen aufgezeigt. Es ist für Bonsaianfänger sehr zu empfehlen, sich zunächst mit Bonsailiteratur zu beschäftigen. Die Gestaltung einer älteren Pflanze wird hier deshalb nur grob am Beispiel eines Sämlings aus Abb.1 umrissen. Gegeben ist ein Sämling, der in der 2 Vegetationsperiode eine Astgabel in Wunschhöhe aufweist (Abb.1, Baum 1 und Abb. 2a). Nach der Überwinterung im zeitigen Frühjahr der dritten Vegetationsperiode (im Bsp. das Frühjahr 2002) wird mit Wurzelschnitt umgetopft. Dabei wird der Sämling schräg in das Substrat gesetzt, Abb.2b. Der Ast1 wird den Stamm fortführen, der Ast2 wird zum niedrigsten Ast ausgebaut.
Das Ziel ist, die Äste so zu ordnen, wie in Abb.2c gezeigt. In Wirklichkeit hat ein so gestalteter Baum nach Jahren bei dieser Astanordnung einen sich verjüngenden Stamm- und Astverlauf, Abb. 2d.
Abb.2e: So könnte der Baum belaubt aussehen
Mit der Höhe der Astgabel wird bei diesem Beispiel schon in der zweiten Vegetationsperiode die spätere Baumhöhe festgelegt. Für die Proportionen des Baumes in Abb.2e gilt das Stamm- Baumhöhe - Verhältnis von 1:3. Im Normalfall hat ein in einer Schale gezogener älterer Baum einen gut sichtbaren Wurzelansatz. Oft sind auch starke Wurzeln auf der Oberfläche sichtbar. Beim Umtopfen mit Wurzelschnitt sollte immer auf eine symmetrische Wurzelanordnung geachtet werden. Das gilt vor allem in den ersten Jahren. Spätere Korrekturen sind schwer durchführbar. Die Wurzeln älterer Bäume am Stammansatz werden sichtbar, wenn der Baum nicht mehr so tief in die Schale gesetzt wird. Das kann in kleinen Stufen beim Umtopfen erfolgen. Dadurch vergrössert sich nach Jahren der Abstand vom Boden bis zur Astgabel um wenige cm. Der Abstand Boden-Astgabel könnte z.B. bei dem Baum1 aus Abb.1 nach vielen Jahren bei 15cm liegen. Die Gesamthöhe des Baumes würde dann ca. 45cm betragen. Abbildung 2e zeigt eine Baumform, die sehr oft als 'Modell' für die Gestaltung von Koniferen zu Bonsai verwendet wird. Schwieriger als die allgemeinen Standardformen aus der Bonsailiteratur nachzubilden, ist, die Form des Baumes so zu gestalten, wie sie für eine bestimmte Baumart typisch ist. In die Gestaltung einer Birke als Bonsai würden dann charakteristische Merkmale einer in der Natur wachsenden Birke einfliessen. Es gibt nur wenige Gestalter auf der ganzen Welt, die dieses mit Hilfe einer guten Beobachtungsgabe, handwerklichem Geschick, Erfahrung und einem Sinn für die Ästhetik der Naturformen, meisterhaft umsetzen können - zunehmend auch Europäer. Also dann...Viel Erfolg!
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Zuletzt aktualisiert: 2003-03-30 , 09:15 h