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Metasequoia glyptostroboides
Von Anfang an in der Schale

Waldemar J. Froehlich, HTMLVers. 1.0.1

Allgemeines

Alle Jungpflanzen dieser Art werden in den ersten Jahren im Frühjahr mit Wurzelschnitt umgepflanzt und immer in flachen Schalen gehalten. Übrigens: 3-jährig bedeutet nicht unbedingt drei Jahre alt, sondern im 'dritten Kalenderjahr'. So sind die Pflanzen in Abb. 3 zwei Jahre alt, aber trotzdem 3-jährig. Der Wachstumsunterschied zwischen dem 3-jährigen und dem 4-jährigen Sämling des M. glyptostroboides in Abb. 3 u. 4 macht deutlich, wie stark das Wachstum dieser Art während eines Jahres in einer flachen Schale ist. Diese Art wächst schnell. Nach nur wenigen Jahren unbeaufsichtigter Feldkultur entsteht ein kaum verjüngter Stammverlauf in dem für Bonsai wichtigen Stammabschnitt. Der Baum erscheint dann tatsächlich starr. Die Verjüngung lässt sich optisch nur unzureichend durch eine radikale Kürzung des Stammes und dessen Fortführung durch einen Zweig erzeugen. Es existieren kaum qualitativ gute Bonsai dieser Art. Das liegt aber nicht an der Art selbst, sondern am Verhalten, möglichst schnell einen Bonsai erzeugen zu wollen - mit entsprechenden Qualitätsverlusten. Das gilt auch für viele andere Baumarten, die zu lange ohne Gestaltungsmassnahmen im Feld oder in grossen Holzkisten verbleiben. Leider scheint sich die schnelle Bonsaiproduktion durchzusetzen. Auffällige, keulenartige Ungetüme ziehen die grösste Aufmerksamkeit auf sich.

Die Planung der Gestaltung

Die schnelle Zunahme des Stammumfangs auch in der Schalenkultur erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit für diese Art in den ersten Jahren. Das Ziel ist nicht, möglichst schnell eine Stammverdickung zu erreichen, sondern eher im Gegenteil, eine zu schnelle Stammverdickung, aus dem im vorigen Abschnitt genannten Grund, zu verhindern. Die Stammverjüngung wird über die Auswahl und Schnitt der Äste reguliert, wie z.B. in Abb 2 gezeigt. In Abb. 1 ist schematisch das eigenartige Wachstum von M. glypto. in Schalenkultur dargestellt. In vielen Fällen ist die Wunschhöhe des Baumes schon im zweiten oder dritten Jahr nach der Aussaat erreicht. Es empfiehlt sich in diesem Fall, die Spitze des Baumes zu kappen. Das Höhenwachstum - nicht aber das Wachstum in die Breite - verzögert sich dadurch. Nach einigen Wochen bis Monaten bildet sich eine neue Spitze aus einer neuen Knospe, die erneut ganz oder zum Teil abgenommen werden kann.

Abb. 1
Abb. 2

Das Wachstumsschema

Die besonderen Merkmale des Wachstums von M. glypto.-Jungpflanzen in Schalen nach Abb. 1:

  • Gegenständige Zweige fast senkrecht zur Stammachse
  • Die Zweige sind annähernd gleich dick und lang
  • Mindestens eine Spitzenknospe

In der Natur vorkommende ausgewachsene M. glypto.-Bäume haben einen auffälligen arttypischen Wuchs. Auf freier Fläche wachsen sie alle streng aufrecht. Die annähernd gleich dicken Hauptzweige stehen, ähnlich wie in Abb. 1 dargestellt, fast senkrecht zur Stammachse. Die Spitzen der Hauptzweige wölben sich nach oben. Das ist auch bei den Bäumen in Schalen oft noch stärker ausgebildet.

Die Gestaltung eines M. glypto. nach ihren Vorbild ist möglich, aber nicht zu empfehlen. Versuche in dieser Richtung brachten bis jetzt keine optisch ansprechenden Ergebnisse.

Eine Gestaltung einer Form wie in Abb. 2 dargestellt ist dagegen sehr gut möglich. Sehr viele Koniferen werden in dieser Form als Bonsai gestaltet. Es ist sinnvoll schon frühzeitig mögliche Äste als Hauptäste auszuwählen. In der Erfahrung des Gestalters liegt die Entscheidung, wann und welche Äste entfernt werden. Einerseits sind im unteren Bereich Äste zur Erzeugung eines sich verjüngenden Stammverlaufs wichtig, andererseits können auffällige Narben beim zu späten Entfernen eines Astes sichtbar bleiben.

In Abb. 4 zeigt einen 4-jährigen Baum, dessen Hauptzweige durch Spanndrähte waagerecht gehalten werden. Um die empfindliche Rinde durch den dünnen Draht nicht zu verletzen, werden ausgeschnittene Fahrradschlauch-Gummiringe zur Befestigung verwendet. Die Gummiringe sind billig, elastisch und lassen sich schnell durch einen Schnitt vom Baum entfernen. Die Schalen bestehen aus hartem Kunststoff - Unterteller für Blumentöpfe aus dem Baumarkt - , in die Abflusslöcher und Löcher am Rand der Schale für die Drahtbefestigung gebohrt werden.

Substrat und Pflege

Substrat

Eine grosse Gefahr für Jungpflanzen bei der Haltung in 1-3 cm flachen Schalen ist der schwankende Feuchtigkeitsgehalt des Substrates. Sonnen- und gleichzeitig feuchtigkeitsliebende Arten sind bedingt durch den sonnigen Standort besonders gefährdet. Sie werden ernsthaft geschädigt, wenn das Substrat stark austrocknen sollte. Im Hochsommer kann es bereits in den ersten Stunden nach dem Giessen passieren. Wie schnell das Substrat austrocknet hängt von der Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Substratmischung und dem Wasserverbrauch der Pflanze ab.

Allgemein gilt für ein gutes Substrat in der Bonsaihaltung: Es muss Feuchtigkeit speichern können ohne zu vernässen. Es muss luftdurchlässig sein, was durch poröse bzw. krümelige Substratbestandteile erreicht wird. Diese Grundsätze gelten auch bei der Haltung von Jungpflanzen in sehr flachen Schalen. Damit die geringe Substratmenge nicht so schnell austrocknet und die empfindlicheren Jungpflanzen geschädigt werden, ist es auch sinnvoll, eine Substratmischung zu wählen, die ein höheres Wasserspeichervermögen hat als die in der Literatur empfohlenen Standardsubstratmischungen für Bonsai. Das gilt besonders für M. glypto., die in einem dauerhaft feuchten Substrat sehr gut gedeiht.

Ist ein solches Substrat luftdurchlässig genug?
Die Fähigkeit zum Gasaustausch im Substrat hängt nicht nur von der Substratstruktur sondern entscheidend auch von der Dicke der Substratschicht. Das ist auch ein Grund, warum die Wurzelfäule in sehr flachen Schalen so gut wie nie auftritt. Grundsätzlich kann für die M. glypto. in sehr flachen Schalen jedes beliebige Substrat genommen werden, vorausgesetzt es trocknet nie ganz aus, das Wasser bleibt nicht auf der Substratoberfläche liegen und der pH-Wert keine Extremwerte relativ zum Neutralwert annimmt.

Nicht geeignet für Jungpflanzen ist ein Substrat mit Bestandteilen aus dem Kompost. Diese Bestandteile befinden sich oft in handelsüblichen Blumenerden. Nicht verrottete, verkeimte Pflanzenreste können in kurzer Zeit den gesamten M. glypto.- Jungpflanzenbestand vernichten. Das gilt besonders in den ersten Wochen nach der Keimung. Mehrjährige M. glyptos. haben dieses Problem nicht mehr.

Bewährt haben sich Substratmischungen aus:

  • Aussaaterde und Sand, Sandanteil 20%-50% für den Zeitraum: Aussaat bis 1-2 Jahre.
  • Mischung aus ca. 50% Aussaaterde/Pikiererde. Der Rest kann aus einer Mischung von Lavagranulat, Sand, Splitt und feinkörnigem Akadama bestehen. Zeitraum: Pflanzen im Alter zwischen 2 und 5 Jahren.

Je höher das Substrat und das Alter der Bäume, desto niedriger kann der Torf/Humusanteil ausfallen.
Bei älteren Pflanzen und entsprechender Pflege kann sogar vollständig darauf verzichtet werden und stattdessen ein Lehmgranulat wie Akadama eingesetzt werden.

Pflege

Standort ganzjährig draussen, sonnig bis halbschattig. Die Pflanzen vertragen besser ein zu feuchtes als zu trockenes Substrat. Sie sind auch in der flachen Schale schnellwachsend. Sie müssen in den ersten Jahren, auch wegen des starken Wurzelwachstums, sobald die frischen Knospen beginnen aufzugehen, jedes Frühjahr mit Wurzelschnitt umgepflanzt werden.

Eine Vorliebe für einen bestimmten Dünger hat M . glypto. nicht. Es darf mineralisch mit einem Flüssigdünger, Langzeitdünger wie Osmocote oder organisch gedüngt werden.

M. glypto. ist im Klimabereich Deutschland winterhart. Ein Winterschutz der Jungpflanzen in flachen Schalen schadet nicht. Jedes Jahr wird die Überwinterung von Jungpflanzen in mit Buchenlaub gefüllten, vor Regen geschützten Kartons, erfolgreich durchgeführt.

Fotos

Abb. 4: Aus Samen gezogene 4-jährige Metasequoia glyptostroboides. 50 cm hoch, Substrathöhe ca. 2,5 cm. Drei Äste werden durch Spanndrähte waagerecht gehalten, die voraussichtlich zu Hauptästen gestaltet werden. Die meisten der Seitenäste im oberen Bereich werden abgenommen, um ein schnelles Dickenwachstum zu verhindern und fehlender Verjüngung des Stammes vorzubeugen.
Foto: 2003-03-27


Abb. 3
Abb. 3: Metasequoia glyptostroboides. 3-jährige aus Samen gezogene Jungpflanzen mit Resten des Herbstlaubes, das in den nächsten Tagen abfällt.
Foto: 2003-03-27


Abb. 4
Abb. 5: Wurzeln des Baumes aus Abb. 4 nachdem er aus der Schale genommen wurde. Starkes und gleichmässiges Wurzelwachstum und eine grosse Anzahl feiner Wurzeln bedingt durch den frühzeitigen und regelmässigen Wurzelschnitt seit dem ersten Jahr.
Foto: 2003-03-27

Abb. 6: Der gleiche Baum nach dem Wurzelschnitt. Eine Jungpflanze bester Qualität mit feinem gleichmässigen Wurzelwachstum und sich verjüngendem Stamm.
Foto: 2003-03-27

Abb. 5
Abb. 6



Copyright © by Waldemar J. Froehlich

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Zuletzt aktualisiert: 2003-03-30, 09:15 h